Elektronenströme // John Baldessari
Elektronenströme //Anke Schäfer „Videopool Körperein/satz“ Schon immer hat mich die Kommunikation, die neben dem Verbalen über den Körper stattfindet, besonders interessiert: die dadaistischen Lautgedichte, wo die Körperlichkeit der Stimme und des Mundes in den ganzen Leib zurückdröhnt, die Tänze von Schamanen, die Körperaktionen in den Happenings der 60er/70er Jahre, der japanische Buto-Tanz, der als „Rebellion des Körpers“ in die Tanzgeschichte einging, die ganz konkrete, auch politisierte Rebellion von Frauen, die Performance als ein Mittel gegen gesellschaftliche Diskriminierung und Festschreibung für sich entdeckten. (Anke Schäfer, 2007)
A-O-U-X von Patrycja German, © D, 2004 Die Kamera, die ursprünglich rein als Mittel zu Aufnahme oder Dokumentation diente, geriet mehr und mehr in den Fokus der wissenschafltichen Diskussion und wurde bald selbst Gegenstand der künstlerischen Arbeiten. Das Medium galt als aufgeladen von einem durch Geschlecht und Machtverhältnisse determinierten Blick. Mittels technischer Verfremdung wie die Fragmentierung des Bildes wurde dieses Selbstverständnis (auf)gebrochen.
BURN OUT, Yasu Ichige, © 1996 In den Videoarbeiten der Künstlerin Anke Schäfer steht die darin stattfindende Performance im Wechselspiel zu der späteren Präsentationform: so spielt die Projektionsleinwand in „Undercover“ bereits in der Aufnahme und Durchführung der Performance selbst eine entscheidende Rolle, in der sich Alles ineinander fügt: die vorübergehene live Performance, das (auch zu täuschende) Auge der Kamera, die (un)sichtbaren Eingriffe in der digitalen Nachbearbeitung, die spätere Form der Präsentation der Videoarbeit. Das Live meint deutlich nicht „hier und jetzt“, und hat mit „Leben“ / „Life“ noch weniger gemeinsam als nur das „f“.
UNDERCOVER von Anke Schäfer, © NL, 2003 Anke Schäfer gründete 2006 den Videopool „Körperein/satz“, der bis Dato 45 Videoarbeiten in Form von Preview-DVDs von den 70er bis Heute fasst. Gemeinsamer Nenner der Arbeiten sind Performances und Körperaktionen, die mit der Videokamera aufgenommen oder eigens dafür inszeniert wurden. Mit jeder Präsentation wächst der Videopool um mindestens fünf weitere Arbeiten, die vom Gastgeber ausgewählt werden. Während der Lesung sollen einige Arbeiten aus dem Videopool „Körperein/satz“ in kompletter Länge gezeigt werden. Desweiteren sollen Fragen zum Projekt sowie Gedanken über den Körper im Verhältnis zur Videokunst, zu dem Auge der Kamera und zur digitalen Technik vertieft werden.
GAY KING von Risk Hazekamp, © NL, 2006
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John Baldessari
Stills aus: John Baldessari, TITLE, 1972
Zwischen 1970 und 1977 entstehen zahlreiche Videos und Filme von John Baldessari, die das Medium in einer gewohnten Mischung aus Sachlichkeit und Ironie untersuchen, aber sich nicht nur auf den Kontext der Kunst beschränken. In der aktuellen Ausstellung des Kunstmuseums "John Baldessari: Music" sind bereits sieben Arbeiten zu sehen, u.a. das legendäre Video "Baldessari Sings LeWitt". Im Dialog zwischen Dr. Stefan Gronert, Kurator der Baldessari-Ausstellung, und Georg Elben, dem Leiter der Videonale, werden in dieser Veranstaltung fünf weitere Filmbeiträge dieses kunsthistorisch erstaunlich wenig bekannten Werks von Baldessari vorgestellt und diskutiert.
Stills aus: John Baldessari, Short Films, 1974